Fotografien. Architektur und Natur

Sigrid Neubert

07. Oct 2018 – 10. Feb 2019

Mit der Sonderausstellung Sigrid Neubert - Fotografien. Architektur und Natur widmet die Alf Lechner Stiftung der wichtigsten deutschen Architekturfotografin des 20. Jahrhunderts und Chronistin der Bayerischen Nachkriegsmoderne eine umfassende Retrospektivausstellung. Nach dem großen Erfolg in Berlin wird das Werk von Sigrid Neubert jetzt auch in Bayern zu sehen sein, und ihre beachtliche Leistung als Architektur- und Naturfotografin gewürdigt.

© Sigrid Neubert

Sigrid Neubert, geboren 1927 in Tübingen, arbeitete über 30 Jahre lang als Fotografin für die wichtigsten deutschen Architekturbüros. Durch ihre intensive Beschäftigung mit den fotografierten Bauwerken entwickelte sie einen eigenen Stil, mit dem sie die Strukturen der Bauten unter anderem durch starke Kontraste klar herausarbeitete – und der Neubert zu der bekanntesten Architekturfotografin Deutschlands machte. Seit den 1970er Jahren erweiterte sie ihr OEuvre um eindrucksvolle Naturbilder, denen sie sich ab 1990 ausschließlich widmete. Die Retrospektive präsentiert die Architekturaufnahmen von Sigrid Neubert im Lechner Museum Ingolstadt sowie ihre Naturaufnahmen im Papierhaus der Alf Lechner Stiftung in Obereichstätt. Darunter befinden sich ihre bekanntesten Arbeiten, wie zum Beispiel die ikonischen Architekturaufnahmen des BMWHochhauses oder des Hypo-Hochhauses in München sowie ihre Bilder des Nymphenburger Schlossparks und der megalithischen Tempel von Malta. Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin, im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und wird begleitet von einem umfangreichen Buch zur Architekturfotografie Sigrid Neuberts. Zu dieser Ausstellung ist ein umfangreiches Buch erschienen: Frank Seehausen: Sigrid Neubert. Architekturfotografie der Nachkriegsmoderne; München, Hirmer Verlag 2018, 45 Euro.

© Sigrid Neubert

Zum Tod der Architektur-Fotografin Sigrid Neubert (1927 – 2018):
Sigrid Neubert zählte zu den wichtigsten Chronisten der deutschen Nachkriegsmoderne. Nur wenige Tage nach Eröffnung ihrer bisher größten retrospektiven Ausstellung in Bayern ist am vergangenen Samstag, den 13. Oktober 2018, die bekannte Münchner Fotografin Sigrid Neubert im Alter von 91 Jahren an ihrem Alterssitz nahe Berlin verstorben. Sie zählte zu den herausragenden Architekturfotografinnen der Nachkriegszeit, arbeitete über 30 Jahre intensiv mit den bedeutendsten deutschen Architekturbüros und prägte wie keine andere mit ihren markanten Schwarz/Weiß-Aufnahmen das Bild der modernen Architektur in der Bundesrepublik.


„Sigrid Neuberts Arbeitsweise war stets geprägt von einer sehr intensiven Beschäftigung mit dem fotografierten Gegenstand. Ihr Schaffen ist exemplarisch: Sowohl ihre Natur- als auch die Architekturfotografie lebt von ihrem die Strukturen klar herausarbeitenden, eigenen Stil.“

- Ludger Derenthal, Leiter der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek


Geboren 1927 in Tübingen als Tochter des Arztes und späteren Anatomieprofessors Kurt Neubert und seiner Frau Margot, zeigte Sigrid Neubert schon früh den Wunsch nach persönlicher Unabhängigkeit, verbunden mit großem Interesse an ihren Mitmenschen und ihrer Umgebung. Sie erhielt ihre Ausbildung als Fotografin von 1948 bis 1954 an der Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München. Neubert arbeitete über fünf Jahrzehnte in München. Zunächst als Werbefotografin tätig, spezialisierte sie sich in den 1950er Jahren auf Architekturfotografie, einer reinen Männerdomäne in der damaligen Zeit. Seit den 1970er Jahren erweitere Neubert ihr OEuvre um eindrucksvolle Naturbilder, denen sie sich ab 1990 ausschließlich widmete. Ihr fotografisches Talent wurde schon früh erkannt. Eine ihrer experimentellen Arbeiten zeigte bereits 1953 das Museum of Modern Art in New York in der Ausstellung European Postwar Photography. Aktuell stellt die Alf Lechner Stiftung im Lechner Museum Ingolstadt und in Obereichstätt bis zum 10. Februar 2019 die große Retrospektive Architektur und Natur aus. Die Ausstellung wurde zunächst im Frühjahr 2018 im Museum für Fotografie der Staatlichen Museen zu Berlin präsentiert und umfasst 230 ihrer wichtigsten Architektur- und Naturaufnahmen.

"Mit Sigrid Neubert verlieren wir eine der wichtigsten deutschen Architekturfotografinnen und Chronistin der Bayerischen Nachkriegsmoderne."

- Daniel McLaughlin, Kurator der Alf Lechner Stiftung


Eng arbeitete die Fotografin mit zahlreichen herausragenden Architekten der Nachkriegs- und Spätmoderne zusammen: Kurt Ackermann, Walther und Bea Betz, Hans-Busso von Busse, Alexander von Branca, Herbert Groethuysen, Hans Maurer und Paul Stohrer gehörten ebenso zu ihren Auftraggebern wie die Österreicher Franz Riepl, Gustav Peichl und Karl Schwanzer. Für letzteren schuf sie 1970 – 1973 jene ikonischen Aufnahmen des BMW-Hochhauses, die in ihrer Prägnanz bis heute beispiellos sind.


„Voraussetzung für ein gutes Architekturfoto ist das Gespräch mit dem Architekten. Ich sollte seine Ideen, den Entwurf kennen. Die Begeisterung für seine Arbeit muss sich auf mich übertragen, ich möchte mit seinen Augen sehen und meine Augen genauso wichtig nehmen.“

- Sigrid Neubert, 1999.

Durch ihre intensive Beschäftigung mit den fotografierten Bauwerken, inspiriert durch die neue amerikanische Architekturfotografie der 60er Jahre und ihren passionierten Dialog mit den Architekten, entwickelte Sigrid Neubert einen eigenen fotografischen Stil, mit dem sie das Wesen der Bauwerke zu erfassen vermochte. Strukturen arbeitete sie durch starke Kontraste klar heraus und schon früh band sie Bewohner, Natur und Umgebung ein, was ihren Bildern auch eine große Leichtigkeit verleihen konnte. In der Architektur, so formulierte sie es einmal, wollte sie etwas von der Persönlichkeit der Architekten finden. Ihre kluge Neugierde, ihre Lebenslust und ihr ästhetisches Gespür ermöglichten es ihr, zur wichtigsten Bildchronistin moderner Architektur in Bayern zu werden und diese in ihrer bemerkenswerten Vielschichtigkeit als Dialog von Individuen zu interpretieren. Ihre Wiederentdeckung in den vergangenen Jahren, die aktuelle Veröffentlichung der Monografie von Frank Seehausen Sigrid Neubert, Architektur Fotografie der Nachkriegsmoderne im Hirmer Verlag München, die Aufnahme wichtiger Werkgruppen in die Sammlungen des Architekturmuseums der TU München und der Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin, unterstreicht die Bedeutung ihres Werkes. Eine Woche nach Eröffnung der Ausstellung im Lechner Museum in Ingolstadt verstarb Sigrid Neubert in der Gewissheit, dass ihr Werk weiterleben wird.

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Info zur Ausstellung

Ausstellende*r
Sigrid Neubert
Zeitraum

07. Oct 2018 – 10. Feb 2019

Kuratiert von
Daniel McLaughlin
daniel@lechner-museum.de